Die Entwicklung des Schützenvereins Rehden bis zum Zweiten Weltkrieg
Der Verfasser möchte versuchen, die Entwicklung des Vereins anhand der überlieferten Protokolle, Jahresberichte und Veröffentlichungen im Diepholzer Kreisblatt aufzuzeigen. Aufgrund der Originalität der Texte erfolgt häufig eine wörtliche Wiedergabe.
1925
1.) Der Tag des Schützenfestes wird von der Generalversammlung festgelegt.
2.) Der Verein übernimmt die Kosten für die Musik und Steuern.
3.) Der Verein bestimmt jedes Jahr den Schützenwirt.
4.) Der Wirt stell die Räumlichkeiten, deren Größe vom Verein bestimmt wird und übernimmt die Kosten für Ausschmückung, sowie die Bewirtung der Musik.
5.) Jedes Mitglied hat am Ausmarsch teilzunehmen. Wer ohne triftigen Grund fehlt, hat das volle Eintrittsgeld zu zahlen.
6.) Schützenkönig kann nur derjenige werden, der das 25. Lebensjahr erreicht hat.
7.) Er erhält vom Verein eine Gratifikation von 50,00 Reichsmark.
8.) Die Königswürde darf nicht zwei Jahre hintereinander errungen werden.
9.) Als vorläufiges Abzeichen wird ein Schützenhut bestimmt.
Der Schützenbruder Herman Schwierking stellt seine Weide am Friedhof für die Errichtung eines Scheibenstandes zur Verfügung und die Mitglieder werden aufgefordert, alte Silbermünzen für eine Königskette zur Verfügung zu stellen.
Ferner wird beschlossen, dass derjenige, der am Schützenfest teilnimmt, sich aber nicht am Königsschießen beteiligt, 2,00 Reichsmark Strafe bezahlen muss. Wer vorbei schießt, wird mit 0,50 Reichsmark Strafe belegt.
Anlässlich des ersten Schützenfestes wir am 09.06.1925 der folgende Bericht im Diepholzer Kreisblatt veröffentlicht:
Rehden 09. Juni (Schützenfest)
Vom herrlichen Sommerwetter begünstigt, fand am Sonntag und Montag unter zahlreicher Beteiligung unser diesjähriges Schützenfest statt. Zum ersten Mal war der neu gegründete Schützenverein der Träger des Festes; er erzielte durch den schönen, durch keinen Misston getrübten Verlauf der Festtage vollsten Erfolg. Sonnabendabend fand der Zapfenstreich statt. Ergreifend verhalten die festlichen Klänge des Chorals „Ich bete an die Macht der Leibe“ in den lauen Sommerabend. Sonntag früh wurden die Bewohner durch das große Wecken aus den Federn getrieben. Am Nachmittag versammelten sich die Schützen zum Abholen des Königs. Beim Erscheinen seiner Majestät „Hermann des Sanftmütigen“ (H. Schwierking) präsentierten, unter dem schneidigen Kommando des Schützenhauptmanns W. Schwierking die Gewehrtruppen. Der erste Vorsitzende legte dem König als Zeichen seiner Würde die prächtige Ehrenkette an. Nun folgte der Festmarsch. Es war ein stattlicher Zug, der sich, mit dem Reitverein Rehden - Hemsloh an der Spitze durch die geschmückten Straßen des Ortes bewegte. Im Zelt hielt der Vorsitzende die Festansprache. Er dankte zunächst denen, die durch Spenden die Anschaffung der wundervollen „Königskette“ ermöglicht hatten. Der neu gegründete Schützenverein sieht seine vornehmste Aufgabe darin, das Fest zu einem wahren Volksfest zu gestalten. Nach einem geschichtlichen Überblick, über die Entstehung der Schützenvereine und Schützenfeste, betonte der Redner die Not des Vaterlandes und gab dem Wunsche Ausdruck, dass der Zeitpunkt nicht fern sein möge, wo Deutschland wieder ein gewichtiges Wort im Rate der Völker mitzusprechen habe. Sein Hoch galt dem geliebten Vaterland. Nun trat der Tanz in seine Rechte, während auf dem neu errichteten Scheibenstande um die Palme des Sieges gestritten wurde.
Am zweiten Tag fand das Königsschießen statt. Die Königswürde erringt der Landwirt Georg Johanning, der als „Georg der Große“ zum diesjährigen König proklamiert wurde. Der Verein ehrte den neuen Herrscher durch einen äußerst exakt ausgeführten Parademarsch. König der Schuljugend wurde Heinrich Sandmann. Für die nicht beim Schießen beteiligten Schulkinder fanden allerlei Wettspiele statt, für die zahlreiche und schöne Preise gestiftet waren.
1926
1927
Im Diepholzer Kreisblatt erscheint am 16.06.1927 der folgende Bericht:
Begünstigt vom schönen Wetter und unter reger Anteilnahme benachbarter Vereine konnte der Schützenverein Rehden das Fest der Fahnenweihe begehen. Nach dem der Schützenkönig, der „Alte Fritz“, seine Untertanen begrüßt hatte, setzte sich der stattliche Festumzug unter Führung des Reitervereins in Bewegung. Die Straßen waren mit frischen Maibäumen und zahlreichen Ehrenpforten geschmückt. Auf dem Festplatze begrüßte der erste Vorsitzende Schützenbruder K. Schmidt die Schützenvereine von Dickel, Hemsloh, Wagenfeld, Wagenfeld - Förlingen, Wagenfeld - Haßlingen, Wagenfeld-Neustadt und Wetschen. Seiner Weihrede legte er von der neuen Fahne grüßenden Spruch zugrunde: „Scharfes Auge, sichere Hand und ein Herz fürs Vaterland“. Die gehaltvollen Ausführungen schlossen mit dem Hoch auf das Vaterland, dem die erste Strophe des Deutschlandliedes folgte. Vom ersten Vorsitzenden der Schützenvereine Hemsloh, sämtlicher Wagenfelder Vereine, Männerturnverein Rehden und Reitverein Rehden wurden Fahnennägel überreicht. Darauf schmückten die Ehrendamen die Fahnen mit einer Erinnerungsschleife. Am zweiten Tag fand das Königsschießen statt. Beim Umschießen errang Hermann Tegeler die Königswürde. In humorvollen Worten dankte der erste Vorsitzende dem alten König für seine Regierungsführung und krönte dann den neuen König, ihm den Namen „Hermann der Cherusker“ verleihend. Eine besondere Ehrung durch Überreichung eines Eichenkranzes wurde Hermann Garling zuteil, der vor nunmehr 50 Jahren, das heißt im Jahre 1877 zum ersten Male die Königswürde errang. König der Jungschützen wurde mit 54 Ring ebenfalls durch Umschießen der Schüler Otto Wiechert. Durch keinen Misston gestört, verliefen beide Tage sehr harmonisch.
1928
Bereits in den Gründungsjahren kommt es häufig zu Diskussionen zwischen dem Verein und den Wirten. Dieses zeigt zum Beispiel der folgende Auszug aus dem Versammlungsprotokoll:
„Schützenbruder Hermann Schwierking stellt an den Verein folgenden Antrag:
Schwierking verpflichtet sich so lange der Verein besteht, den Schießstand vorschriftsmäßig in Ordnung zu halten und dem Verein zur Verfügung zu stellen. Da dem Vereinswirt größere Unkosten bevorstehen, schlägt er dem Verein vor, die Generalversammlung in Zukunft bei ihm abzuhalten. Als Entschädigung erhält er ferner den Ausschank am Schießstand. Gegen den Antrag wurde Stellung genommen. Die anwesenden Wirte erhoben Protest, dieser Punkt kam zur Debatte und es wurden Vorschläge gemacht, dass die Wirte sich einigen mögen, darauf verließen die Wirte das Vereinszimmer, um dem Verein gemeinsam Vorschläge machen zu können. Da eine Einigung nicht erzielt werden kann, soll jeder Wirt ein schriftlichen Antrag über den Schießstandbau einzureichen.“
Im selben Jahr machte zum Beispiel der Gastwirt Patemann dem Schützenverein folgenden Vorschlag:
„Bezug nehmend auf den Beschluss der Generalversammlung des Schützenvereins am Sonntag, den 05. Februar 1928, unterbreitet der Unterzeichner, der aus der Schützenversammlung heraus gewählten Kommission, den folgenden Vorschlag:
1.) Der Unterzeichner erklärt sich grundsätzlich bereit, dem Schützenverein Rehden, einen polizeilicherseits genehmigten Schützenplatz, und der polizeilichen Vorschriften entsprechenden Schießstand zu errichten. (Erläuterung über die Lage usw. des infrage kommenden Platzes – siehe Anlage).
2.) Der Unterzeichner erklärt sich fernerhin bereit, den Schützenplatz sowie den Schießstand ordnungsgemäß instand zu halten und auch die für Beschaffung und Instandhaltung der Scheiben Sorge zu tragen.
3.) Als Gegenleistung wäre dem Schützenverein folgender Vorschlag zu machen:
Abhalten den Generalversammlung in meinen Räumen in dem Jahr, wo mir seitens des Vereins das Schützenfest zugebilligt wird.
4.) Zubilligung des Ausschankes an beiden Schützenfesttagen, ferner anlässlich jeden Vergnügungs- und Bedingungsschießens
gez. Patemann
Hiermit erklärt sich Herr Fritz Ahlers, Lohaus, bereit, dem Gastwirt Patemann, Rehden, zwecks Errichtung und Benutzung eines den polizeilichen Vorschriften entsprechenden Schießstandes auf meinem verpachteten Hofe im Buchenbestand hinter Koopmann, parallel dem Kirchwege Rehden – Drebber, für die Dauer seines persönlichen Besitzes zu überlassen.
Rehden, 08.02.1928
gez. Patemann
Lohaus 08.02.1928
gez. Fr. Ahlers
N.B.
Vorstehender Vertrag ist nur deshalb beigelegt, um den Schützenverein einwandfrei den Beweis zu erbringen, dass tatsächlich ein Schießplatz vorhanden ist.
Daraufhin fasst der Vorstand folgenden Beschluss:
1929
Das Königsgehalt wird um 10,00 Reichsmark auf 60,00 Reichsmark erhöht und der Mitgliedsbeitrag auf 2,00 Reichsmark festgesetzt. Nichtmitglieder, die am Schützenfest teilnehmen möchten, zahlen für den ersten Tag 1,50 Reichsmark und für beide Schützenfesttage 2,00 Reichsmark Eintritt.
Dass in diesen Jahren gerne gewählt wird, zeigt folgender Auszug aus dem Protokoll:
„Gewählt wird als erster Vorsitzender Otto Weber mit 28 Stimmen gegen Schwierking 1, Ahlers 1, Weber 2, Becker eine Stimme. Als Rechnungsführer Hermann Grote mit 29 Stimmen gegen Hollberg 1, Hollmann 1 und Fritz Jungblut eine Stimme. Als stellvertretender Schriftführer Ludwig Johnson mit 19 Stimmen gegen Hartlage 9, Maschmann 6, Behrens 1, Holt 1 Stimme. Als stellvertretender Kommandeur Georg Johanning mit 20 Stimmen gegen Jungblut 4, Ahlers 11 und Diers 1 Stimme.“
Das Schützenfest wird bei Schützenbruder Heinrich Diers abgehalten. Zapfenstreich und wecken gehen traditionell dem Fest voraus. Unter Voranritt des Reitervereins bewegt sich ein stattlicher Zug von Schützenbrüdern durch die geschmückten Straßen. Seine Majestät „Wilhelm der Erste“ hatte sogar seinen Leibarzt Dr. Lampe zu Pferde mit ausrücken lassen. Am Nachmittag beteiligten sich 72 Schützen am Königsschießen, und Hermann Grote kann die Königswürde erringen, er regiert als „Hermann der Große“.
1930
1931
1932
1933
1934
1.) Am ersten Pfingsttag soll das Bedingungsschießen und ein Preisschießen durchgeführt werden. Dazu soll ein Kalb ausgeschossen werden, dass Hermann Grote kaufen soll.
2.) Für die musikalische Unterhaltung anlässlich des Schützenfestes soll die Kapelle Nolte, Diepholz, verpflichtet werden.
3.) Eintritt auf dem Schützenplatz pro Tag 1,00 Reichsmark.
4.) Königsschießen von 16.00 – 19.00 Uhr.
5.) Das Königsschießen der Jungschützen wird am Sonnabend in der Zeit von 10.00 -11.00 Uhr durchgeführt.
6.) Der König ist ein Ehrenmann und hat im geschäftlichen Teil nichts einzureden.
1935
Im Protokoll dieser Versammlung wird folgende Vereinbarung getroffen:
Rehden, 05. Juni 1935
Zum heutigen Abend waren in einer gemeinsamen Sitzung eingeladen:
Die Vorstandsmitglieder des Schützenvereins, des Kameradschaftsvereins und sämtliche am Schützenfest beteiligte Wirte.
Der Vereinswirt Hermann Schwierking bietet den anderen Wirten an: den neu zu erbauenden Schießstand gemeinsam zu errichten, dass heißt alle 6 beteiligten Wirte tragen je zu gleichen Teilen die Kosten des Schießstandes und auch die Unterhaltung.
Der Festgebende Wirt hat jeweils für das Kalenderjahr den Ausschank für das Schießen, ausgenommen sind die beiden Bedingungsschießen des Schützenvereins, die dem Vereinswirt als Gegenwert für die freie Hergabe des Grundstücks zustehen.
Der Fest gebende Wirt kann nach eigenem Ermessen Schießen abhalten. In Streitfällen behält sich der Vorstand des Schützenvereins und Kameradschaftsvereins das Entscheidungsrecht vor.
Im Jahresbericht 1935 wir der Ablauf des Schützenfestes mit folgenden Worten beschrieben:
„Am Sonnabend versammelten sich die Schützenbrüder im Vereinslokal Hermann Schwierking, um zum Zapfenstreich anzutreten. Mit flotter Marschmusik setzte sich der stattliche Zug von Schützenbrüdern in Richtung Hegerfeld, Becker, Bohne in Bewegung. Am anderen Morgen 6.00 Uhr war Antreten zum Wecken, diesmal aber nach einer anderen Marschrute. Erst ging es zu seiner Majestät „Dietrich von Bern“ (Ihmels). Hier empfingen wir erst einmal einen „lütgen Sluk“ und eine Zigarre. Von dort ging es nach Lohaus. Die Lohäuser Schützenbrüder erwiesen uns ihre Aufmerksamkeit durch zwei Ehrenpforten. Wir sind bis Tönjes gewesen und von dort wieder zurück. Denn Station konnten wir nicht machen, weil die Kittelbude zu weit außer Sicht war, und wir gelangten mit unserer kleinen Schar von Schützenbrüdern wohl behalten wieder im Vereinslokal an. Um 14.00 Uhr versammelten sich die Schützenbrüder wieder im Vereinslokal, um seine Majestät abzuholen. Ein stattlicher Zug setzte sich unter dem zackigen Kommando des Hauptmanns Fritz Schmidt – genannt: „Der Alte Fritz“ – in Bewegung. Unter Voranritt des Reitervereins ging es zur Abholung des Königs. Von dort ging es zum Zelte. Hier herrschte bald ein buntes Treiben. Auf dem neuen Schießstand wurden die neuen Büchsen für den nächsten Tag ausprobiert. In dem großen Zelte beteiligten sich die Tanzlustigen. Es waren auch viele auswärtige Gäste erschienen. Am zweiten Tag marschierten die Schützenbrüder zum letzten Mal zu ihrem alten König. Um 16.30 Uhr fing das Königsschießen an. Unter dessen wurde im Festzelte der geschmückten Kaffeetafel gut zugesprochen, die Noltische Kapelle musizierte, und Lehrer Hohnebein hielt wieder eine launige Ansprache. Auf dem Schießstand entwickelte sich ein heißer Kampf um die Königswürde, die von Gustav Abeling errungen werden konnte.“
1936
1937
1938
1939
1940-1948